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Doppelmoral

Bundesrat Ueli Maurer hat in einem flammenden Appell an der ausserordentlichen Session der Eidgenössischen Räte im Mai 2020 dazu aufgerufen, die Ferien in der Schweiz zu verbringen, hiesige Produkte zu kaufen und lokal zu konsumieren. Kurz: In diesen schwierigen Zeiten die arg gebeutelte einheimische Wirtschaft zu unterstützen. Der Zuspruch der anwesenden Parlamentarier war gross. Gleichlautende Aufrufe von verschiedenen Seiten waren zahlreich. Hoffentlich erinnern sich all jene Parlamentarier und weitere Claqueure wieder daran, bevor sie beim nächsten Online- Einkauf per Kreditkarte die Zahlung für ein Produkt aus Übersee bestätigen.

Während dieser Corona-Pandemie wurden viele Wertvorstellungen kundgetan. Das ist gut so, solange sie später nicht in komplettem Widerspruch zum tatsächlichen Verhalten stehen.

Solche Doppelmoral ist auch in der Klimadiskussion zu beobachten. So werden vermeintlich emissionslose Elektroautos zum Tanken an die Steckdose angeschlossen – und via Solarpanels gespiesen, die in China produziert und über tausende Kilometer importiert wurden. Oder, als Variante, in der Nacht mit Strom aus ausländischen Kohlekraftwerken aufgeladen.

Sowohl während der Corona-Pandemie als auch in der wieder aufkommenden Klimadiskussion zeigt sich augenscheinlich die Diskrepanz von gelebter Wirklichkeit und eigenen Moralvorstellungen. Es lohnt sich manchmal, zuerst das eigene Verhalten zu hinterfragen, bevor man mit dem Finger auf andere zeigt.